So fing alles an
Heike Elsässer, Tansania 2013
Alles fing damit an, dass ich im Sommer 2013 mit meiner Familie eine Reise nach Tansania machte. Eine unserer Stationen sollte Ifakara im Herzen Tansanias sein. Hier hatten wir schon im Vorfeld guten Kontakt zu Pastor Mlekia, einem Pfarrer einer freikirchlich organisierten Gemeinde.

Für mich war einer der ersten Eindrücke die vielen Kinder und jungen Menschen auf den Straßen: Im Vergleich zu unserem Land ist Tansania ein junges Land. Das Bevölkerungswachstum liegt etwa bei drei Prozent.

Schnell wirft sich hier die Frage auf, wie all die jungen Menschen eine Bildung bekommen können, die sie am Ende dazu befähigt, ihr Auskommen zu haben?
Als Lehrerin interessierte mich natürlich auch das Schulsystem in Tansania, und gern hätte ich mir die eine oder andere Schule mal etwas näher betrachtet...

Die Gelegenheit bot sich für mich gleich mehrfach, als wir nach Ifakara kamen, einer Stadt mit ca. 60.000 Einwohnern, im Zentrum des Landes gelegen. Wir wurden von der Familie Mlekia herzlich empfangen und durften dort einige Zeit zu Gast sein.

So lernten wir auch das Ehepaar Mlekia näher kennen: Sie ist Schulleiterin einer privat getragenen Primary-School, er war Lehrer für Naturwissenschaften, wurde dann Pastor und gründete die Agape-Life-Church in Ifakara. Beide waren für uns alle sehr beeindruckende Persönlichkeiten. 

Pastor Mlekia ist ein Mann mit einem großen Herzen voller Visionen. Viel Zeit und Herzblut, aber auch seine gesamten Rentenansprüche, die ihm seitens des Staates zustanden, hat er in ein Stück Land und den Aufbau der „Mlekia Winner School“ gesteckt. Diese „Secondary School“ am Stadtrand besteht nun seit etwa 4 Jahren.


Pastor Mlekia erklärte uns: Sein Land braucht dringend Schulen, um jungen Menschen einen guten Weg in die Zukunft zu ermöglichen.

Das Schulsystem 2013 besteht aus Primär- und Sekundärschulen. Mit sieben Jahren kommt ein tansanisches Kind in die Schule und verbringt zunächst sieben Jahre in der Primärschule. Nach dem Abschlussexamen am Ende der siebten Klasse mit 14 bzw. 15 Jahren könnte es auf eine Sekundärschule kommen. Eigentlich sind die Primärschulen umsonst, jedoch müssen Uniformen, Bücher und Stifte von jeder Familie selbst getragen werden. Dies kostet so viel, dass manche Eltern vor der Entscheidung stehen: Hefte für ein Kind oder eine warme Mahlzeit für alle? Da der Großteil der Bevölkerung jedoch nur ein Tageseinkommen von ca. 2€ hat und in einer Familie durchschnittlich 5-7 Kinder leben, werden die Kinder häufig ohne Schulmaterial zur Schule geschickt.

Für die Sekundärschulen muss Schulgeld gezahlt werden. Der Staat unterstützt hier nur die Besten. Alle, die nicht unter den Besten sind, und deren Eltern das Schulgeld nicht aufbringen können, stehen dann mit 15 Jahren auf der Straße. Das sind viele!!!
Alkoholismus, Verelendung und, vor allem bei Mädchen, Prostitution sind oft die düsteren Perspektiven...

Somit ist es so wichtig, private Secondary Schools zu gründen, denn hier können junge Menschen eine Chance bekommen, die sonst durch das System hindurchfallen würden.
„Ohne private Träger und kirchliche Schulen würde das Schulsystem in Tansania völlig zusammenbrechen.“, sagte uns ein Mitglied einer Reisegesellschaft der bayerischen evangelischen Landeskirche, dem wir im Laufe der Reise begegnet sind.
Es ist Teil des umfassenden Hilfeplans von Pastor Mlekia jungen Menschen, gleich welcher Herkunft und Religionszugehörigkeit über eine gute Bildung Zukunftsperspektiven zu öffnen.
Zu dieser Zeit  hat die Schule etwa 70 Schüler, die teilweise beträchtliche Strecken auf holprigen, staubigen Straßen mit dem Fahrrad zurücklegen müssen, um dorthin zu kommen.

Im Sommer 2013 bestand die Schule aus ein paar Gebäuden: Eines mit drei Klassenräumen, ein Lehrer- und Schulleiterhaus, Toilettengebäude, ein Gebäude für die naturwissenschaftlichen Räume, das gerade fertiggestellt worden war und eine zukünftige Bibliothek, von der erst die Grundmauern standen.  Ein Stück Grasland mit einem einfachen Fußballtor und einem (viel zu hohen) Basketballkorb dienten als Sport- und Freizeitgelände. An einem Baum hing eine ausgediente Autofelge als Schulglocke.

Die Klassenzimmer selbst waren nur mit einfachen Tischen und Plastikstühlen eingerichtet, einziges Medium war eine schwarzgestrichene Betonfläche als Tafel. Schulbücher gibt es noch keine. Nur die Lehrer hatten ein Buch und diktierten den Schülern ins Heft. Hefte ?! Alte gebundene Jahreskalender oder Rechnungsbücher dienten vielen als Heftersatz.


Ein unvergesslicher berührender Gesamteindruck für mich!


An vielen Schulen in Tansania, wie auch hier sind Dinge, die bei uns zum Standard gehören, wie z.B. Schulbücher, Visualizer, Beamer, DVD- und Videoplayer absoluter Traum! Auch Computer sind noch etwas ganz Besonderes. 

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